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Leoniden 2018, Sternschnuppen fotografieren

Leoniden - Sternschnuppen

17. November 2018

Leoniden und Tauriden

Vom 6. - 30.11. hält die Aktivität der Leoniden an. Ihren Namen tragen diese Sternschnuppen, weil sie im Sternbild des Löwen (Leo) zu entstehen scheinen, welches nach elf Uhr abends im Osten aufgeht. Für gestern Nacht war ihr Höhepunkt gegen 23:30 Uhr mit ca. 10-20 Sternschnuppen/h vorhergesagt. Das ist nicht besonders viel im Vergleich zu den Tausenden Sternschnuppen/h wenn sie ihr 33-Jahres-Maximum haben (erst wieder in 2031). Aber da das Wetter sehr klar war zog es uns trotzdem raus in die Nacht um vielleicht doch eine von ihnen fotografisch zu erwischen.

Neben der Ausrichtung der Kamera in Richtung Osten war es aber durchaus interessant, den Blick auch in den Zenit zu richten. Denn parallel zum Schauer der Leoniden waren auch die letzten Tauriden (Stier-Sternschnuppen) aktiv. Und das besondere an den Tauriden ist ihre Größe und damit ihre Leuchtkraft!

Fotospot

Als Fotospot für die nächtliche Tour haben wir uns die Oderhänge bei Lebus ausgesucht. Priorität bei der Spot-Auswahl hatten die freie Sicht nach Osten und die Möglichkeit, falls Nebel aufziehen sollte, auf die etwas höher gelegenen Hügel auszuweichen.

Gegen 22:00 Uhr kamen wir an und so blieb genügend Zeit, den Fotospot zu erkunden. Der zunehmende Mond  (ca. 70%) Stand in Richtung Südwesten und hüllte die Landschaft in ein geisterhaftes, kaltes Licht. Es war hell genug, die Stirnlampen ausgeschaltet zu lassen und die Nacht in ihrer natürlichen Dunkelheit zu genießen.

Das nebenstehende Bild zeigt den Aufgang in die Oderhänge beleuchtet vom Mondlicht.
(22:00 Uhr, Blende 2.8, Belichtung 15 sec., ISO 1.250)

Herbstmond

Sternschnuppen "erwischen"

Beim Fotografieren von Sternschnuppen sind eine gehörige Portion Glück und vor allem Geduld gefragt. Denn von den vorhergesagten 10-20 Sternschnuppen/h müssen einige erst einmal oberhalb des Horizontes sichtbar sein, im Bildauschnitt, auf den die Kamera ausgerichtet ist, erscheinen und dann muss die Kamera noch genau in diesem Moment belichten. Meine Strategie war es, gegen 22:45 Uhr zu beginnen, über einen Zeitraum von 1,5 Stunden Bilder mit je 15 sec. Belichtungszeit in einem Intervall von 17 sec. aufzunehmen. Mit dieser Belichtungszeit ist  die Sternenspur durch die Erdrotation auf den Bildern noch nicht erkennbar und die 2 sec. Pause sind gerade ausreichend, um meiner Kamera die Möglichkeit zu geben, das Bild zu speichern.

Die Nacht war sehr klar und kalt, aber trotzdem zog nicht viel Nebel auf. So entschieden wir uns, die Kamera an einem kleinen Nebenarm der Oder aufzustellen um mit der Reflektion einen schönen Vordergrund zu bekommen.
(22:45 Uhr, Blende 2.8, Belichtung 15 sec., ISO 1.250)

Sternen-Reflektion

Warten, warten, ...

Die 1,5 h vergingen wie im Flug. Zum einen ist da sicherlich die Anspannung: "Was wird im nächsten Moment passieren!" Und zum anderen waren wir nicht allein. Da waren auch der Biber, der unweit unseres Fotospots am Holz nagte, ein Käuzchen was regelmäßig seinen Ruf ertönen ließ, die Kraniche, die an ihrem Schalfplatz ab und zu in Streit gerieten und unzählige Enten und Gänse mit ihrem nächtlichen Geschnatter.

Groß war die Freude, als wir gegen 23:25 Uhr unsere erste Sternschnuppe sehen konnten. Und dann ging es Schlag auf Schlag! In den nächsten 35 Minuten sahen wir sechs weitere und drei davon waren richtig imposant: Lange Leuchtspuren über gefühlt >1 sec. mit einem hellen Feuerball am Ende. Diese drei begannen direkt über uns und flogen in Richtung des Sternbilds großer Wagen. Leider war keine der von uns gesehenen Sternschnuppen im Ausschnitt des Himmels, auf den meine Kamera ausgerichtet war, dafür kreutzten aber mehrere Flugzeuge das Bild.
Zeitraffer: Beginn 22:50 Uhr, 284 Einzelbilder

Bildbearbeitung

Die Bilder aufzunehmen ist der angenehme Teil, die Bildbearbeitung dann der Arbeits-intensive. 284 Einzelbilder mussten aufbereitet und gesichtet werden. War da neben den Flugzeugspuren vielleicht doch eine Sternschnuppe "eingefangen", die wir mit bloßem Auge nicht gesehen haben? Und tatsächlich, neben 125 Bildern mit Flugzeugspuren (7 Flugzeuge) waren auf zwei Bildern auch Sternschnuppen zu sehen! Nicht besonders hell und groß aber immerhin...

Unterscheidung Flugzeug oder Sternschnuppe

Flugzeuge sind relativ leicht daran zu erkennen, dass ihre Spuren über mehrere Einzelbilder hinweg nachverfolgbar sind. Außerdem haben sie oft ein Muster der Positionsleuchten. Eine Sternschnuppe taucht nur auf einem Bild auf und hat oft einen hellen, breiteren Punkt im letzten Drittel.

Flugzeugspur

Sternschnuppe

Flugzeug am Sternenhimmel
Sternschnuppe
Flugzeug (Ausschnitt) am Sternenhimmel
Sternschnuppe (Ausschnitt)

Ausrüstung

Nachfolgend noch ein paar Tipps, wie ihr mit eurer digitalen DLSR-Kamera auf Sternschnuppen-Jagd gehen könnt.

  • Kamera auf einem Stativ befestigen
  • Manueller Modus (M)
    • Belichtungszeit z.B. t=15 sec
    • Blende so weit öffnen wie es geht, z.B. f=2.8
  • ISO je nach Helligkeit der Umgebung
    • Bei Mondlicht z.B. ISO=1.250
    • Bei völliger Dunkelheit z.B ISO=3.200
  • Manueller Fokus auf unendlich (am besten über den Live-View fokussieren)
  • Auslösung über Intervallfunktion der Kamera oder externes Intervalometer, z.B. 17 sec. Intervall
  • Objektivheizung gegen Beschlagen

Neben der fotografischen Ausrüctung ist es wichtig, sich auf das Fotografieren in der Dunkelheit vorzubereiten. Ihr braucht warme Sachen, stabile Schuhe und eine aufgeladene Stirnlampe. Denkt bitte daran, dass die Akkus der Lampe - und natürlich auch die der Kamera - bei Kälte nicht so lange halten. Und gegen die Kälte hilft mir persönlich auch immer eine Thermoskanne heißer Tee! :-)

Und nun Viel Glück bein "Einfangen" dieses wunderbaren Natur-Schauspiels!
Bei Fragen sprecht mich bitte direkt an.

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